Ist Feuchtigkeit oder Schimmel in der Wohnung wirklich meine Schuld?

Es ist ein uralter Steitpunkt zwischen Vermieter und Mieter: Wer hat Schuld an der feuchten, schimmligen Ecke in der Wohnung? Ist es ein Bauschaden und falsches Lüftungsverhalten?

Um es gleich vorweg zu nehmen: Oft liegt die Ursache tatsächlich im unzureichenden Luftaustausch, aber hier von einer Schuld des Mieters zu reden, ist meist schlichtweg falsch, denn Hand auf's Herz: Wann haben Sie sich zuletzt mit Bauphysik beschäftigt? Wir möchten Sie an dieser Stelle ein Stückweit mitnehmen in die Welt der Luftfeuchtigkeit. Vielleicht können Sie noch etwas lernen!

Schimmel an der WandWoher kommt diese Feuchtigkeit?

Das Problem besteht seit den 70er/80er Jahren, als im Wohnungsbau und der Sanierung verstärkt Isolierglasfenster zum Einsatz kamen. Bis dahin waren die Fenster meist die kühlsten Flächen in der Wohnung. An ihnen kondensierte die Luftfeuchtigkeit aus der Raumluft und das Wasser lief oft an den Scheiben herunter, um sich unter dem Fenster in einer kleinen Rinne zu sammeln und durch ein Röhrchen nach draußen abzulaufen. So mancher kennt das noch aus „Omas Zeiten“.

Luftfeuchtigkeit entsteht zwangsläufig durch die Atemluft, das Kochen, das Duschen und vieles andere mehr. Sie lässt sich nicht vermeiden, aber sie muss unbedingt aus dem Wohnbereich heraus, sonst entsteht Schimmel. Wird sie nicht durch Luftaustausch entfernt, kondensiert sie an den kältesten Orten in der Wohnung. Und dies sind seit dem Einsatz von Isolierfenstern häufig Wandflächen in kühlen Räumen. Somit sind die „üblichen Verdächtigen“ auch immer wieder die gleichen:

  • Kühle Räume, wie Schlafzimmer, Abstellraum, nicht mehr benutztes Kinderzimmer etc.
  • Zimmerecken, die an einer Außenecke des Hauses liegen
  • Nischen hinter Heizungen, die nicht oft aufgedreht werden
  • Schmale Zwischenräume neben oder hinter Schränken
  • Bereiche und die Fensterrahmen herum

In den seltensten Fällen gibt es mal ein Feuchtigkeits- oder Schimmelproblem im Wohn- oder Esszimmer. Diese Räume sind meist gut beheizt, wodurch auch die Wände wärmer sind und sich die Luftfeuchtigkeit lieber eine andere gemütliche, kalte Ecke sucht. Hat sie eine solche gefunden, bleibt sie dort, unauffällig und unbeachtet, nistet sich im Wandbelag ein und wartet, bis sich ihr alter Freund Schimmel dazugesellt.

Wie werde ich diese Feuchtigkeit wieder los?

Das Zauberwort heißt: Lüften!
„Das mache ich doch“, werden Sie sagen, und das glauben wir Ihnen auch. Wichtig ist nur, wie sie lüften.

Das Wichtigste vorab: Fenster niemals kippen (oder wie man im Ruhrgebiet so schön sagt: „Auf Kippe stellen“). Beim Kippen entsteht nahezu kein Luftaustausch, dafür wird der Bereich um das Fenster gründlich abgekühlt – der Schimmel freut sich. Gelüftet werden sollte immer mit weit geöffnetem Fenster, oder besser sogar mit mehreren, so dass Durchzug entsteht und die Raumluft so schnell wie möglich ausgetauscht wird. Je nach Außentemperatur und Windstärke reichen dafür schon wenige Minuten aus, schließlich sollen ja Wände und Möbel nicht komplett ausgekühlt werden.

 Monat Empfohlene Lüftungsdauer
bei geöffnetem Fenster
 Dezember, Januar, Februar 4-6 Minuten
 März, November 8-10 Minuten
 April, Oktober 12-15 Minuten
 Mai, September 16-20 Minuten
 Juni, Juli, August 25-30 Minuten

 

Wann muss ich lüften?

Immer, nachdem viel Luftfeuchtigkeit entstanden ist, muss diese sofort raus! Nach dem Schlafen (Atemluft der gesamten Nacht), dem Kochen, dem Duschen oder Baden oder auch beim Wäschetrocknen gibt es jede Menge davon. Die Folge: Es riecht muffig. Oft können sie auch die übrigen Räume schützen, indem Sie beim Kochen oder Duschen die Tür schließen. Dann bleiben die Schwaden in einem einzigen Raum, den Sie hinterher leicht lüften können. Wenn Wetter und Temperatur es zulassen, kann auch mehrmaliger Luftaustausch am Tag keinesfalls schaden. Probieren Sie es aus! Die frische Luft sorgt gleich für ein höheres Wohnbefinden.

Wichtig für den Keller:

Für den Keller gelten andere Lüftungsregeln: Halten Sie im Sommer die Kellerfenster und -türen am besten geschlossen, da sonst die warme Außenluft an den kühleren Kellerwänden kondensiert und die Räume feucht werden.

Kann denn die Feuchtigkeit auch durch einen Bauschaden entstehen?

Eindeutig ja! Dies kann der Fall sein, wenn eine Wasser- oder Abwasserleitung in der Wand undicht geworden ist (plötzliches Auftreten von Feuchtigkeit) oder wenn Wasser durch die Außenwand dringt. Letzteres tritt aber in der Regel nur dann auf, wenn die Außenwand im Erdreich liegt (Grundstück mit starkem Gefälle oder Souterrain-Wohnung). Sollte eine frei liegende Außenwand Wasser von außen nach innen durchlassen, müssen an der Außenseite dauerhaft deutliche Verfärbungen zu sehen sein, an denen die Wand auch von außen nass ist. Dies kann z.B. bei einem beschädigten Außenputz der Fall sein.

Was soll ich tun, wenn ich Schimmel in der Wohnung habe?

Rufen Sie uns an. Wir kommen gern zu Ihnen in die Wohnung und begutachten den Schaden. Wenn Sie es wünschen, installieren wir in den betroffenen Räumen kostenlos ein Langzeitmessgerät, das uns hilft, gemeinsam mit Ihnen nach der Ursache zu suchen. Seien Sie sicher, dass wir uns intensiv mit dem Problem befassen und dass Sie von uns keine Vorwürfe hören werden. Denn sollte es ein typisches Lüftungsproblem sein, dann hat Ihnen dies wahrscheinlich noch nie jemand richtig erklärt. Und das holen wir dann nach.

Mit freundlicher Unterstützung durch Architekt Michael Schüler